Das Alemannische Theater Kehl, kurz ATK genannt, schlägt
komplett neue Wege ein. Es erfindet sich derzeit fast neu,
angefangen bei neuen Räumlichkeiten bis hin zu einem neuen
Regisseur.
Rob Doornbos, gebürtiger Niederländer, ist Regisseur und
Theaterpädagoge sowie seit 18 Jahren in Baden-Württemberg auf
Profi- und Amateurbühnen tätig. Unter anderem war er zwei Jahre
bei der Burgbühne Oberkirch. Doornbos folgt auf die langjährige
Regisseurin Siggi Schwarz. „Diese neun Jahre waren eine lange
und schöne Zeit, in der wir sehr viel gelernt haben“, sagte
Horst Britz, der bei der letzten Wahl im Juni 2024 als
Geschäftsführer des ATK gewählt wurde. Aber man verbrauche sich
auch und dann werde es Zeit für etwas Neues, fuhr er fort. Der
frische Wind auf der Bühne sei auch für die Zuschauer
interessant. Doornbos fügte hinzu, dass es „normal und gesund“
sei, nach so einer langen Zeit auch mal den Regisseur zu
wechseln, damit man als Bühne attraktiv, lebendig und auf dem
Markt bleibt.
Zugänglicher werden
Die erste Neuerung war der öffentliche Theaterworkshop für
jedermann am vergangenen Samstag in den neuen Räumlichkeiten am
Kehler Hafen, wo das Theater erst vor drei Wochen einzog. Der
bisherige Theaterraum unter der Mediathek soll aufgrund
ungesunder Luft gesperrt werden. „Uns gefallen die neuen
Räumlichkeiten“, sagte Britz zufrieden. Der Workshop mit neun
Theaterinteressierten war auch der ATK-Auftakt für Doornbos.
Mit den Workshops möchte sich das Alemannische Theater der
Öffentlichkeit besser zugänglich machen.
Die Proben für das neue Stück, die tierische und lebendige Tür
auf/Tür zu-Komödie „Tierpension Krämer“ von Astrid Brunke, sind
von nun ab dienstags. Die Tierpension wird von einem Pärchen
geleitet. Als die Frau in Urlaub geht, versucht der Mann die
Pension am Laufen zu halten, wobei natürlich nicht alles rund
läuft. „Mehr verraten wir an dieser Stelle nicht“, lachte
Doornbos verschmitzt und bereits voller Vorfreude. „Es wird auf
jeden Fall sehr lustig und turbulent“, verspricht er. Die acht
Rollen werden an Stammspieler und neue Spieler vergeben. Die
Premiere ist am Samstag, 22. März 2025, und die erste
Wiederholung am 29. März in der Kehler Stadthalle. Am 30. März
wird das Stück in der Offenburger Reithalle aufgeführt. Die
Termine für Ichenheim und Nesselried stehen noch nicht fest.
Eigene Ideen einbringen
Doornbos legt bei seiner Regie Wert drauf, dass die Spieler die
Möglichkeit haben, eigene Ideen einzubringen. Trotzdem fährt er
eine klare Linie mit klaren Ansagen. Das zwischenmenschliche
Spiel auf der Bühne ist ihm fast noch wichtiger als der Text.
„Text funktioniert erst, wenn die Spieler wissen, was sie
spielen und warum sie es spielen“, erklärte er. Weiter sei er
für Überraschungen bekannt. Die Dialektübersetzung übernahm
dieses Jahr Britz. „Wichtig ist, dass unser nächstes Stück,
nach den vielen Veränderungen, ein Knaller wird“, betonte
dieser. Aber er ist „felsenfest überzeugt“, dass dies mit dem
neuen Regisseur, den er als "positiven Menschenfänger"
bezeichnet, klappt. „Doornbos fasziniert und begeistert – es
macht Spaß und ich freue mich auf die kommende Saison“, so
Britz. Auf Doornbos stieß er durch Recherche im Internet.
„Das wirkte richtig gut und war cool ausgearbeitet“, sagte
Doornbos im Workshop zu den drei Schauspielern, die die Aufgabe
hatte, eine Szene „am Bahnhof“ darzustellen. Die anderen
Workshopteilnehmer lobten die gute Gestik, Mimik und passenden
Bewegungen. Die anderen zwei Gruppen widmeten sich den Themen
„Fahrstuhl“ und „Wartezimmer“. Dornboos war von den
Vorführungen sehr beeindruckt. Es waren Talente dabei, die
keinerlei Schauspielerfahrung hatten. Vor den Gruppenszenen,
für die es zehn Minuten Vorbereitungszeit gab und bei der jeder
höchstes zwei Sätze sprechen durfte, wurden Sprech- und
Darstellungsübungen gemacht.
„Wir sind zu viert von der Theaterbühne Sand hier und haben
sehr viel mitgenommen. Es war wirklich richtig gut“, freute
sich Mechthild Gießelmann. Für sie gab es viele neue Aspekte
sowie Tipps und Tricks, die in ihrer Theatergruppe vorher noch
nicht in Erwägung gezogen wurden. Begeistert war auch der
jüngste und sehr talentierte Teilnehmer Dario Steblaj (14), der
gerne Schauspieler werden möchte.